Das Bergwerk Frischglück

Zu den wohl interessantesten Ausflugszielen unserer Gegend zählt das zwischen Waldrennach und Neuenbürg gelegene Besucher-Bergwerk "Frischglück"-Grube.
Die Frischglück- Grube ist eines jener sagenumwobenen, alten Eisenerzbergwerke, in denen die Bergmänner in Schwerstarbeit nach Eisen geschürft haben und sie ist Teil des historischen königlich- württtembergischen Eisenerzbergwerks des Neuenbürger Gangreviers.

Bergwerk

Den Kelten auf der Spur

Schnaitzteich - Ein keltisches Gewerbegebiet

Rennofen

Die Ausgrabungen des Landesdenkmalamtes Tübingen unter der Leitung von Dr. Guntram Gassmann brachten 1995/96 eine Sensation ans Licht:

In der Nähe des heutigen Besucherbergwerkes „ Frischglück“ konnten sieben Kuppelöfen freigelegt werden. Ein bis auf eine Höhe von ca. 65 cm erhaltener Ofen wurde in einer riskanten Bergungsaktion vollständig ausgegraben und unter schwierigen Bedingungen geborgen. Die etwa 40 weiteren, noch im Boden befindlichen Rennöfen lassen auf ein bedeutendes frühes „Gewerbegebiet“ schließen. Doch wo befindet sich die dazugehörige Siedlung? Und wer waren die Käufer des in Neuenbürg produzierten Eisens? Und: Wurde nur Handwerkszeug aus dem Eisen hergestellt? Wie hoch lag die durchschnittliche Eisenproduktion? Wie viel Energie musste eingesetzt werden und wo wurde sie gewonnen? Letztere Fragen stehen im Zentrum des Experiments.

Ein historisches Experiment

Im Zusammenhang mit der Bearbeitung dieser Ergebnisse für eine museale Darstellung entstand die Idee, die keltische Ofentechnik und Arbeitsweise experimentell zu überprüfen und die rekonstruierten Rennöfen dauerhaft zu präsentieren.

Neuenbürg und Waldrennach waren im Sommer 2000 Schauplatz eines ungewöhnlichen Experiments: Aufbauend auf den sensationellen Ergebnissen der Grabung des Landesdenkmalamtes Tübingen in den letzten Jahren rekonstruiert der Archäologe Dr. Guntram Gassmann mehrere keltische Schmelzöfen, in denen eigens abgebautes Eisenerz nach latènezeitlicher Technik verhüttet wurde.

Ziel der mindestens sechs Versuche war es, die durch Ausgrabungen und wissenschaftliche Untersuchungen festgestellte Ofentechnik durch praktische Erfahrungen nachzuvollziehen. Der Bau der Öfen begann am Montag, den 7. August. Während der Lehm trocknet, wurde gleichzeitig im Handbetrieb das Erz zerkleinert und für die Schmelze vorbereitet. Am darauffolgenden Samstag wurde der Ofen erstmals in Betrieb gesetzt. Weitere Schmelzversuche gab es jeweils an den folgenden Wochenenden bis zum 10. September.

Trotz der Zweifel vieler Fachleute bewiesen die Ergebnisse die vorher getroffenen Annahmen. Der Versuch wurde zum vollen Erfolg.

Schon Kelten und Römer haben hier nach Erz gegraben und Eisen geschmolzen. Seine Blütezeit erreichte der Bergbau im Neuenbürger Revier im 18. Jahrhundert. Aus dieser. Zeit sind noch viele Arbeitsspuren und Abbau-Techniken der alten Bergleute zu sehen. In der Zeit des Mittelalters ja sogar bis in das 19. Jhdt. wurde in Neuenbürg Eisenerz abgebaut. Die Gruben wurden mit der zunehmenden Industrialisierung unwirtschaftlich, geschlossen und vergessen.

Das Eisenerz lagert in tiefen Spalten des Buntsandsteins. Die Gänge entstanden hier etwa zur gleichen Zeit wie die Alpen, also etwa vor 15-20 Millionen Jahren. Heiße Lösungen brachten Eisenerz und Schwerspat aus der Tiefe mit. Abgebaut wurde das Eisenerz zuletzt von 1720 - 1868. Mit dem in Neuenbürg gewonnenen Stahl wurden hauptsächlich Sicheln und Sensen hergestellt.

In den Jahren von 1979 - 1985 hat die "Arbeitsgemeinschaft Neuenbürger Bergbau" in 22000 freiwilligen Arbeitsstunden die "Frischglück"- Grube wieder begehbar gemacht. Heute ist der Besucherstollen mit insgesamt 600 Meter begehbarer Strecke über drei Sohlen ein "Denkmal der alten Arbeitswelt".

Ein geführter Rundgang über drei Sohlen dauert ca. 45 Minuten und führt unter anderem zu ehemaligen Abbaustellen und mineralogisch interessanten Gesteinsformationen. Die Führung beginnt am unteren Stollenmund, wo zunächst das Gruben - Modell erläutert wird, und führt über drei Solen, die durch eine Wendeltreppe miteinander verbunden sind.
Die erste Sohle zeigt schon am vorderen Schacht die Gangstruktur. Es folgen die unteren Weitungen mit alten Abbaustellen, Spiegelflächen und „Waschbrett“-Struktur.
Nach der Sicherheitsdecke stehen große Glasköpfe und Schwerspat an . Über eine Brücke geht es zur zweiten Sohle, wo der Kokardengang die schönste Füllung präsentiert.

Die Wendeltreppe bringt den weitesten Einblick in das Gangsystem. Auf der dritten Sole geht es am 30m-Schacht vorbei zu den unter UV-Licht fluoreszierenden Steinen. Danach geht es wieder zurück bis zum oberen Stollenmund, der in alter Weise ausgemauert ist. Vom Haldenplatz führt ein Fußweg durch das „Felsenmeer“ zum Ausgangspunkt am unteren Eingang zurück.

Das Bergwerk liegt direkt an der Verbindungsstraße zwischen Neuenbürg und dem Stadtteil Waldrennach. Unterhalb des Stollens befindet sich ein Parkplatz, der sich auch für Busse eignet. Von und zum Bergwerk können auch schöne Wanderungen oder Radtouren unternommen werden. Der „Frischglück"-Pfad führt in drei Kilometern Länge vom Bergwerk zum Schloss Neuenbürg. 

Weitere Infos bei Arge Bergbau